Die Dorfregion "Groß Oesingen und Ummern"
Der Dorfentwicklungsprozess in Groß Oesingen und Ummern bietet allen Interessierten die Möglichkeit, sich aktiv an der Gestaltung ihrer Heimat zu beteiligen. Das gemeinsame Ziel der Gemeinden ist es, neben den einzelnen Dörfern die gesamte Dorfregion zukunftsfähig zu gestalten, den dörflichen Charakter zu erhalten und das Miteinander zu stärken. Insgesamt beteiligen sich mit Ummern, Pollhöfen, Groß und Klein Oesingen, Mahrenholz und Zahrenholz sechs Dörfer am Dorfentwicklungsprozess.
Kern der Dorfentwicklung ist der Dorfentwicklungsplan, der mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam erarbeitet wird. Dieser beinhaltet ein Handlungsprogramm mit einer Vielzahl von gemeinschaftlichen Projekten. Auf dieser Grundlage können in der anschließenden Förderphase sowohl öffentliche als auch private Projekte finanziell unterstützt werden, welche dazu beitragen, die Dörfer als Lebens-, Wirtschafts-, Kultur- und Naherholungsraum zu stärken. Der Dorfentwicklungsplan wurde Mitte 2023 beschlossen, danach begann die Förderphase.
Die Dorfregion Groß Oesingen und Ummern liegt zentral innerhalb des Landkreises Gifhorn im Osten Niedersachsens. Zur den Dorfregion gehören insgesamt sechs Dörfer aus den Gemeinden Groß Oesingen (Groß und Klein Oesingen, Zahrenholz, Mahrenholz) und Ummern (Ummern, Pollhöfen).
Gemeinde Ummern:
Eine Urkunde mit der ersten Erwähnung der Siedlung ließ sich bis jetzt nicht auffinden; Grundlage für die Festlegung des „Geburtstages“ war ein im 16. Jh. aufgrund älterer Quellen erstelltes Güterregister der Verdener Kirche, in dem ein Heinrich von Harlingebarde genannt wird, der um 1240 in Umberne den Zehnten von der Kirche zu Lehnen hatte. Andere Ortsschreibweisen waren im Laufe der Zeit Umbern, Umbergen, Ummeringe, Umberghen, Ummergen und Ummeringen. Die Endung –ingen aber auch sein zeitliche Funde lassen vermuten, dass das Rundlingsdorf an einer schon früher besiedelten Stelle gegründet wurde. In der Sachsenzeit gehörte das Gebiet zum Grete-Gau, später zur Amtsvogtei Beedenbostel, Großvogtei Celle. Und nach Celle hin war Ummern auch über Jahrhunderte hin orientiert – zuletzt, bis zur Verwaltungsreform von 1974, als Teil des Landkreises Celle. Daran erinnert heute nur noch die Zugehörigkeit zum Kirchspiel Hohne, in dessen Kirchenbüchern auch Hinweise auf den bereits im 17. Jh. erteilten Schulunterricht vorhanden sind – 1671 findet sich im Taufregister ein Eintrag über das Kind eines Schulmeisters Gades aus Ummern. Seit 1974 ist Pollhöfen ein Ortsteil Ummerns. Ein eigenes Schulhaus scheint Ummern erst 1733 bekommen zu haben, das dann prompt bei dem großen Brand von 1755 in Flammen aufging; und den Neubau vernichtete der 2. große Brand von 1790. Die Schule am Pollhöfener Weg, in der sich heute das Gemeindebüro befindet, war dann 1794 bis zu ihrer Auflösung 1977 – mit mehrfachen Umbauten – in Betrieb. Nach dem Brand 1790 entstanden auch die Häuser, denen Ummern seine Aufnahme in die Liste der Kunstdenkmale des Landkreises Celle von 1970 verdankt: Es handelt sich um eine Reihe von Kleinbauernhäusern, auf sogenannten Nebenhofstellen für die nicht erbberechtigten Kinder der Vollhöfe errichtet; die gleichartigen Bauten (wahrscheinlich in Serie von einer Werkstatt gefertigt) waren jeweils einem Vollhof zugeordnet, von diesem aber räumlich getrennt. Der älteste noch bestehende Gewerbebetrieb Ummerns ist das Gasthaus Thölke; bereits 1663 wird der damalige Krüger Alpers im Hausbuch der Amtsvogtei Beedenbostel genannt und ein Thölke als Krüger erstmalig 1770 urkundlich erwähnt. Das größte Unternehmen ist die Maschinenbau Ummern GmbH. Der größte Arbeitgeber ist zwar VW in Wolfsburg, jedoch dominiert im Bild der Gemarkung auch immer die Landwirtschaft. In 16 Vollerwerbsbetrieben werden Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut sowie Milchvieh gehalten. Da es in der Gemeinde Ummern einige Biogasanlagen gibt, wird seit geraumer Zeit immer mehr Mais angebaut. Ummern hat ein reges und traditionsreiches Vereinsleben – das erste Schützenfest war 1707 und den Sportverein gibt es seit 1921. Insgesamt bieten die Vereine ein vielfältiges Angebot. Für die kleinen Einwohnerinnen und Einwohner steht in Ummern eine Kita zur Verfügung. Zu einem bereits von weitem sichtbaren Wahrzeichen hat sich der 1970/72 erbaute,120 Meter hohe Fernmeldeturm entwickelt. In der Nähe befindet sich auch eine natürliche Quelle. Es handelt sich um den sogenannten „Herzogsbrunnen“.
Gemeinde Groß Oesingen:
Erste urkundliche Erwähnung der Herren von Oesingen 1222 (Herwicus de Oesing), des Dorfes 1252 in den von Heimburg´schen Lehnbriefen; steinzeitliche Funde lassen jedoch auf eine frühere Besiedlung schließen, und auch das Dorf selbst ist älter, worauf schon die Endung –ingen und die relative Größe der ursprünglichen Ansiedlung hinweisen. Keramikfunde, die 1999 beim Neubau eines Hauses in Kirchnähe gemacht wurden, belegen, dass die Siedlung bereits im 11. Jahrhundert vorhanden war. Für die weitere Entwicklung hat sicherlich die Lage an der großen Heer- und Frachtstraße eine Rolle gespielt, vor allem nachdem diese auch Poststraße wurde und – von einer mehrjährigen Unterbrechung abgesehen – lange Zeit blieb. Zuerst waren es die Nürnberger Kaufmannsboten, die in unregelmäßigen Abständen auf ihrem Weg nach Hamburg in „Oising“ Station machten; dann wurden regelmäßige („Ördinari“) Boten zusätzlich aus Braunschweig und Hamburg daraus, zu Fuß, zu Pferd und letztlich mit der Postkutsche – und stets wurde in Oesingen eine Pause eingelegt: Es gab für die Fuhrleute eine große verschließbare Scheune, in die sie ihre oft wertvolle Fracht bringen und sie, daneben schlafend, bewachen konnten, die Pferde konnten ausgespannt und wenn nötig gewechselt werden, und – alles andere als unwichtig – der Ausspannwirt hatte Krugrecht. Ausspann und Posthalterei befanden sich, soweit die Dokumente zurückreichen, in den Händen der Familie Thies (belegt seit 1513), die dadurch zu beträchtlichem Vermögen und Einfluss kamen. So streckte ein C. Thies um 1800 dem staatlichen Chausseeinspektor 10200 Reichstaler zum Straßen- und Brückbau vor und kaufte ein paar Jahre später Ländereien der Familie von Marenholtz auf. Ein anderer Thies erreichte, dass Groß Oesingen 1904 einen Bahnhof bekam (4 km nördlich, heute nur noch Güterverkehr), wofür er das Grundstück zur Verfügung stellte und sich verpflichtete, Bahnhofsgebäude und –hotel zu bauen. Und in der Gemeindeversammlung mit ihren 427 Stimmen hatte um 1900 der Hof Thies allein 52 Stimmen. In Groß Oesingen gibt es zwei ev.-luth. Kirchen, eine zur Landeskirche gehörend und eine Freikirche, die sich 1878 unter dem Einfluss der Hermannsburger Mission abgespalten hat. Beide werden überdurchschnittlich gut besucht, ebenso wie ihre jährlichen Missionsfeste, die durch die Mitwirkung der jeweiligen Posaunenchöre überregionale Bedeutung erlangt haben. Ortsteile Groß Oesingens sind Klein Oesingen, Mahrenholz und Zahrenholz. Schmarloh und Texas sind Siedlungen von Zahrenholz. Ein traditionsreiches Vereinsleben mit ebenso traditionellen Feiern wie das seit 1653 jährlich (mit Unterbrechungen) stattfindende 3-tägige Volksfest der Schützengilde bietet die Möglichkeit des Zusammenseins mit Gleichgesinnten für (fast) jeden Geschmack. Seit 1978 (325-jähriges Schützenfest) verbindet eine Patenschaft die 6. Kompanie (damals noch 5.) des in Wesendorf stationierten Panzergrenadierbataillons 332 mit der Gemeinde Groß Oesingen. Die Patenschaft wurde 2005 aufgelöst. Die Landwirtschaft (Roggen-, Gerste-, Kartoffel- und Zuckerrübenanbau sowie Schweinemast) spielt nach wie vor eine große Rolle, daneben gibt es aber auch eine Vielzahl von kleineren und mittleren Gewerbebetrieben, von dem alten Sägewerk – in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurden viele Heideflächen aufgeforstet – mit Zimmerei über Handwerks- und Handelsbetriebe bis zu der großen Tankstelle an der B 4 mit ihren vielfältigen Dienstleistungen. Seit 2017 gibt es neben dem Getränkemarkt und der Bäckerei noch ein Einkaufszentrum. Im Süden und Osten des Dorfes entstehen in reger Bautätigkeit neue Wohngebiete für die expandierende Gemeinde. In Groß Oesingen gibt es eine Kita und ein Krippenangebot mit einer Gruppe, damit ist die Betreuung der kleinsten Einwohnerinnen und Einwohnern gewährleistet. Für die Abc-Schützen steht die Regenbogen-Schule zur Verfügung.
Karte der Dorfregion
"Groß Oesingen und Ummern"
Erarbeitungs- und Beteiligungsprozess
zur Erstellung des Dorfentwicklungsplanes
Die Dorfentwicklung ist ein umfassender Prozess, der eine intensive Öffentlichkeitsbeteiligung beinhaltet. Um die Bürgerinnen und Bürger der Dorfregion Groß Oesingen und Ummern zu aktivieren, wurde ein kompakter Beteiligungsprozess gewählt. Dieser ermöglichte es, schnell in die Planung konkreter Projekte zu gehen, um im Anschluss Projektgruppen zu gründen, welche sich mit der Projektumsetzung befassen. Trotz der Corona-Pandemie wurde nach Abstimmung mit den Gemeinden und der Lenkungsgruppe bereits vor dem Prozess entschieden, dass alle Veranstaltungen in Präsenz stattfinden sollen. Ist eine Präsenzveranstaltung möglich, vertretbar und sinnvoll gewesen, ist diese in der Dorfregion und nicht digital durchgeführt worden. Ergänzt wurden diese durch Abstimmungen auf Arbeitsebene zwischen den Gemeinden und dem Planungsteam.
Insgesamt kamen über 250 für die Planung relevante Akteure zusammen, um ihre Einschätzungen einzubringen sowie die Vorschläge und Arbeitsergebnisse zu diskutieren. Organisiert, moderiert und fachlich begleitet haben dies das für die Erstellung des Dorfentwicklungsplans beauftragte Planungsteam „KoRiS – Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung“ und „Stadtlandschaft – Planungsgruppe für Städtebau, Architektur und Landschaftsplanung“.
Die Ergebnisse des Erarbeitungs- und Beteiligungsprozesses sind im Dorfentwicklungsplan integriert worden. Über folgenden Button können Sie den Zeit- und Arbeitsplan zur Erarbeitung des Dorfentwicklungsplanes (Erarbeitungs- und Beteiligungsprozess) für die Dorfregion herunterladen.